Description (de)
Ein häufig beobachtetes Problem in der intensiven Schweinehaltung ist das Schwanzbeißen. Diese Verhaltensanomalie führt zu physischen Schäden am gebissenen Tier, welche je nach Schweregrad mit entsprechenden Schmerzen verbunden sind. Aufgrund der darauf folgenden Vermeidungshaltung gegenüber dem Schwanzbeißer verändert sich das Verhalten der gebis- senen Tiere. Ziel dieser Arbeit war einerseits zu überprüfen, ob ein gebissenes Tier sich tat- sächlich aufgrund der Schmerzen in eine Art Schonhaltung begibt, oder aufgrund der Manipu- lationsversuche des Beißers eine vermehrte Aktivität zeigt. Die angenommene Schonungshal- tung würde mit vermehrtem Liegen und Sitzen einhergehen. Die Dauer und Häufigkeit von Gehen und Stehen wären hingegen vermindert. Andererseits wurde auch untersucht, ob nach Entfernung des Schwanzbeißers aus der Bucht ein vermehrtes Kontaktliegen vorzufinden ist. Wäre dies der Fall, würde man von einer widerkehrenden Entspannung in der Gruppendyna- mik der Bucht sprechen können. Die Datenerhebung erfolgte indirekt mittels Videoaufzeichnungen. Insgesamt 48 Schweine wurden in vier Buchten zu je 12 Tieren aufgeteilt. In zwei Buchten kam es zu Schwanzbeißen (B1 und B2). In den zwei Vergleichsbuchten (N1 und N2) gab es kein Schwanzbeißen. Die Schweine wurden an ausgewählten Tagen vor und nach Entfernung des Beißers aus der Bucht für 5 Stunden beobachten und die gesammelten Daten in Hinblick auf verschiedene Grundak- tivitätsparameter ausgewertet. Diese Parameter waren Gehen, Stehen, Sitzen, Liegen in Brust- /Seitenlage und undefinierbares Verhalten. Es wurden zum entsprechenden Zeitpunkt jeweils zwei Beißer aus Buchten B1 und aus Bucht B2 entfernt. Die statistische Datenanalyse in Hin- sicht auf die Grundaktivität zwischen Tieren in Buchten mit und ohne Schwanzbeißer erfolgte zuerst deskriptiv anhand von Dauer und Häufigkeit der jeweiligen Aktion und analytisch mit- tels des T-Tests bei normalerteilten Werten. Bei fehlender Normalverteilung wurde der Wil- coxon-Rangsummentest verwendet. Um Buchtenunterschiede darzustellen, wurde der Kruskal-Wallis Test mit anschließendem Dunn-Test mit Bonferroni Korrektur angewandt. Das Signifikanzniveau wurde auf p≤0.05 festgelegt. Die Auswertung erfolgte mit dem Statis- tikprogramm R und R studio. Die Ergebnisse zeigen, dass keine Unterschiede in den Grundaktivitäten zwischen Schweinen in Buchten mit und ohne Schwanzbeißen bestehen und auch kein vermehrtes Kontaktliegen nach Entfernung des Beißers stattfindet. Es konnten nur signifikante Unterschiede in der Ge- samtliegedauer pro Einzeltier, der Liegedauer pro Aktion und der Gesamtaktivitätsdauer pro Einzeltier zwischen den vier Buchten festgestellt werden, da die Tiere in Bucht N1 einen sehr hohen Anteil an Liegeverhalten zeigten. Auch erzeugten Tiere aus N2 den signifikanten Un- terschied in der Gesamtsitzdauer pro Einzeltier und in der Sitzdauer des Einzeltieres pro Akti- on, da diese übermäßig lange in der Sitzposition verweilten. Weil im Ruheverhalten der Schweine keine eindeutigen Unterschiede zwischen Buchten mit und ohne Schwanzbeißer nachweisbar waren, wird die Aktivität als besser geeigneter Indikator für das Aufkommen von Schwanzbeißen angesehen.
Description (en)
One of the most common problems in pig housing is tail biting. This kind of behaviour does not only cause physical damage to the bitten pig but inflicts pain as well. As a result the bitten pig changes its behaviour pattern to avoid the tail biting. On one hand, the object of this study was to see wheather a tail bitten pig would show signs of tail protection or if the pig would try to run away from the tail biter with being more active. In this study tail protection would co- me along with more lying und sitting. On the other hand, this study tried to find out if the pigs in pens with tail biting would show more lying in contact to pen mates after the removal of the tail biting pig. If this was the case you could speak of a returning relaxation in pen dyna- mics. Data were collected indirectly by video recordings. The total of 48 fattening pigs were divided into four pens with 12 pigs each. Tail biting occured in pen B1 and B2. No tail biting occured in both comparison pens (N1 and N2). The pigs were observed on a day before and after the removal of the tail biter for five hours each. The collected data were then evaluated in view of the behavioural parameters such as walking, standing, sitting, lying belly/side and undefined. On corresponding days two tail biters were removed out of pen B1 and pen B2 each. Statisti- cal data analysis with regard to the differences in the basic activity between pigs in pens with and without tail biting was performed descriptively based on the frequencies and analytically by T-Tests. For results without normal distribution Wilcoxon rank sum-Test was used. To show the difference between pens the data was analysed by Kruskal-Wallis Test and Dunn- Test including Bonferroni correction. The significance level was set at p≤0.05. The evaluation was carried out with the statistic program R and R studio. The results showed no difference in basic activity between pigs in pens with and without tail biting as well as no increased occurance of lying in contact to pen mates. Significant diffe- rences between the groups were only found in parameter time of lying in total, time of lying per deed and in the overal activ time per pig because pigs in pen N1 showed a lot of lying during the observation time. Significant differences between the groups were also found in parameter time of sitting in total and time of sitting per deed because of the long sitting peri- ods of pigs in pen N2. No differences in lying and sitting between fattening pigs in pens with and without tail biting were found. This means activity is a better early warning indicator for tail biting occurrence than lying and sitting behaviour.