Title
Retrospektive Auswertung von Kaninchen mit Anzeichen einer generalisierten unteren Motoneuron Läsion ("Floppy Rabbit Syndrome")
Description (de)
Diplomarbeit - Veterinärmedizinische Universität Wien - 2023
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Beim „Floppy Rabbit Syndrome“ (FRS) handelt es sich um ein Krankheitsbild, das mit einer Tetraparese einhergeht und sich, klinisch-neurologisch gesehen, im Sinn einer generalisierten Läsion des Unteren Motoneurons präsentiert. Bis dato wird das FRS als idiopathisch eingestuft. Erfahrungsgemäß erholen sich betroffene Kaninchen auch ohne spezifische Behandlungsmaßnahmen innerhalb kurzer Zeit, ohne dass Symptome zurückbleiben. Die fatale Problematik bei Vorstellung von Kaninchen mit dem FRS besteht darin, dass dieses Krankheitsbild aufgrund der spärlichen Datenlage bei praktizierenden Tierärzt/-innen nur wenig bekannt ist. Dadurch besteht die Gefahr, dass aufgrund einer Fehlinterpretation des klinischen Bildes im Sinn einer traumatischen Schädigung des Rückenmarks betroffene Tiere voreilig euthanasiert werden. Diese Arbeit soll den praktizierenden Tierärzt/-innen mehr fundierte Informationen über das FRS liefern und die Unterscheidung von anderen potenziellen Ursachen einer Tetraparese erleichtern. Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine strukturierte retrospektive Aufarbeitung von Fällen mit Anzeichen einer generalisierten UMN-Läsion, die an der Vetmeduni Wien im Zeitraum von 2010 bis 2022 diagnostiziert wurden, durchgeführt. Zudem wurde das FRS mit ähnlichen Erkrankungen beim Menschen wie dem Guillain-Barré-Syndrom bzw. der idiopathische Polyradikuloneuritis beim Hund verglichen, um mögliche Parallelen ziehen zu können. Im Zuge der Auswertung der dokumentierten Fälle konnte keine Prädisposition bezüglich Rasse und Geschlecht festgestellt werden, jedoch waren vorwiegend jüngere Tiere betroffen. Ein ursächliches Trauma konnte bei allen Kaninchen anamnestisch weitgehend ausgeschlossen werden. Bei allen Kaninchen war weder die Futteraufnahme noch das Absetzen von Harn und Kot beeinträchtigt. Im Rahmen der Blutuntersuchung konnte ausnahmslos eine erhöhte Aktivität der Creatinkinase (CK) bzw. soweit bestimmt auch eine erhöhte Aspartat-Aminotransferase (AS) nachgewiesen werden. Im weiteren Verlauf wurde festgestellt, dass die betroffenen Kaninchen, mit dem Absinken der CK-Aktivität in den physiologischen Bereich, zeitgleich ihre motorischen Fähigkeiten wiedererlangten. Innerhalb von drei bis sechs Tagen waren sieben der acht Tiere wieder stehfähig, zwei Kaninchen wurden mit einem Rezidiv vorstellig. In der vorliegenden Arbeit ließ sich bei keinem Kaninchen dem FRS eine Ursache zuordnen. Die in der Literatur häufig vermutete Hypokaliämie und Hypokalzämie als Ursache konnte nicht bestätigt werden. Darüber hinaus dürften Infektionserreger wie E. cuniculi oder T. gondii keine kausale Rolle in dem Krankheitsgeschehen spielen. Lediglich die hgr. erhöhte AST- und CK-Aktivität weisen auf eine mögliche mit dem Syndrom einhergehende Myopathie hin. Vermutlich tritt das FRS deutlich häufiger auf, als es tatsächlich diagnostiziert wird. Ungeachtet der noch nicht geklärten Ätiologie ist eine ausreichende Kenntnis über dieses Krankheitsbild v.a. in Hinsicht auf die günstige Prognose essenziell.
Description (en)
Floppy Rabbit Syndrome (FRS) is a clinical condition associated with tetraparesis and presents clinically and neurologically as a generalized lesion of the lower motor neuron (LMN). Until now, this syndrome has been classified as idiopathic. Experience has shown that affected rabbits recover within a short period of time without specific treatment measures. However, FRS is only sparsely documented so that clinical signs might be misinterpreted. and affected animals are euthanized prematurely due to tentative diagnosis of traumatic damage to the spinal cord. In order to provide veterinarians with more profound information to better recognize FRS and to enable a differentiation from other potential causes of tetraparesis, a structured retrospective study of the cases of FRS presented at the Vetmeduni Vienna was performed in the framework of this study. In addition, FRS was compared with similar diseases in humans, such as Guillain-Barré syndrome and idiopathic polyradiculoneuritis in dogs. In the course of the evaluation of the documented cases, no predisposition regarding breed and sex could be found. However, predominantly younger animals were affected. Causative trauma could be widely excluded anamnestically in all rabbits. Both, hematology and blood chemistry were unremarkable except for increased creatin kinase (CK)-activities. However, it was observed that the affected rabbits regained their motoric abilities at the same time as the CK-activities decreased within the reference range. Neurological deficits diminished in seven of the eight animals within three to six days. Two rabbits presented again with of lesions of the LMN. A definite cause of FRS was not be found in the rabbits of the present study. Moreover, hypokalemia and hypocalcemia can be excluded as possible causes of the FRS in our rabbits. In addition, infectious agents such as E. cuniculi or T. gondii are very unlikely to play a causal role in FRS. Only the highly elevated AST and CK-activities may indicate myopathy associated with FRS. Most probably, FRS is underdiagnosed. Adequate classification of this syndrome is essential in order to avoid unnecessary euthanasia of rabbits with FRS.