Description (de)
Mit der Beliebtheit und Zunahme von Hunden als Haustiere in Österreich können gewisse Herausforderungen, wie aggressives Verhalten bei Hunden, einhergehen. Für ein sicheres Zusammenleben innerhalb der Bevölkerung wurden Rasselisten in den Bundesländern Niederösterreich, Vorarlberg und Wien sowie etwaige hundespezifische Rechtsvorschriften etabliert. Eine wichtige Rolle wird in diesem Zusammenhang den Tiermediziner:innen zugeschrieben, die sowohl für den Schutz der Gesellschaft als auch für den Schutz der Tiere verantwortlich sind. Somit stellt sich die Frage, welche Erfahrungen die österreichischen Tiermediziner:innen im Umgang mit aggressiven Hunden und den in Österreich geltenden Rasselisten gemacht haben und welche Einstellungen sie diesbezüglich vertreten. Die vorliegende Diplomarbeit untersuchte in Form einer Fragebogenstudie die Erfahrungen und Einstellungen der österreichischen Tiermediziner:innen in Hinblick auf aggressives Verhalten bei Hunden und Listenhunde in Österreich. Insgesamt 271 in Österreich praktizierende Tiermediziner:innen haben an der empirischen Studie teilgenommen. Der Versuch, aggressives Verhalten bei Hunden und die Gefahr von Hundebissen durch die Etablierung von Rasselisten einzudämmen, ist sehr umstritten. Diese Zweifel hinsichtlich der in Niederösterreich, Vorarlberg und Wien geltenden Rasselisten zeigen sich auch in den Daten der vorliegenden Studie, da die befragten Tiermediziner:innen einerseits die Zusammensetzung der Rasselisten als willkürlich empfanden und andererseits Rasselisten als nicht sinnvoll erachteten, um dem Problem von aggressiven Hunden zu begegnen. Darüber hinaus stellen den österreichischen Tiermediziner:innen zufolge Aggressionen beim Hund nicht das am häufigsten in der Praxis vorgestellte Verhaltensproblem dar. Vor allem Aggressionen gegenüber Kindern sind eher selten der Vorstellungsgrund von Hunden in der Praxis. Hier ist auch zu erwähnen, dass Listenhunde laut der Mehrheit der Befragten mit 83,4 % nicht häufiger aufgrund von aggressivem Verhalten in der Praxis vorgestellt werden als Nicht-Listenhunde. Dadurch bleibt die Existenz der Rasselisten in Österreich erneut in Frage gestellt. Zudem zeigt die Analyse der Daten, dass aggressives Verhalten laut den befragten Tierärzt:innen verschiedene Ursachen haben kann. Im Großen und Ganzen wird sowohl dem/der Hundehalter:in als auch der Interaktion des/ der Halter:in mit dem Hund und somit der Mensch-Tier-Beziehung eine bedeutende Rolle zugeschrieben. Die Rolle der Tiermediziner:innen wird vor allem sichtbar, wenn es um die Euthanasie von aussichtlos aggressiven Hunden und um die Präventionsmaßnahmen von aggressivem Verhalten bei Hunden geht. Hinsichtlich der Euthanasie von aussichtlos aggressiven Hunden wird anhand der Daten dieser Diplomarbeit ersichtlich, dass sie von den befragten Tierärzt:innen der totalen Isolation des Tieres vorgezogen wurde und dennoch sehr belastend sein kann. Des Weiteren wurden in Hinblick auf die Prävention von aggressivem Verhalten bei Hunden die Beratung von Hundehalter:innen vor der Anschaffung und während der Haltung eines Hundes sowie die Sozialisierung im Welpenalter und regelmäßiger Kontakt zu anderen Hunden im Junghundealter von den befragten Tiermediziner:innen als am relevantesten erachtet. Dadurch lässt sich die wichtige Rolle von Tierärzt:innen bei der Aufklärung und Beratung erkennen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rasselisten den befragten Tiermediziner:innen zufolge das Zusammenleben zwischen Hund und Mensch nicht verbessern werden. Es sind vielmehr Aspekte wie die Mensch-Tier-Beziehung und die Aufklärung sowohl von Kindern und Jugendlichen als auch der Gesellschaft über aggressives Verhalten von Hunden, die fokussiert werden sollten.
Description (en)
The popularity and increase of dogs as pets in Austria is accompanied by certain challenges, such as aggressive behavior in dogs. To ensure safe coexistence within society, breed lists have been established in the federal states of Lower Austria, Vorarlberg and Vienna, as well as breed-specific legislation. In this context, an important role is attributed to veterinarians, who are responsible for both the protection of society as well as for of animals. Thus, the question arises, which experiences do Austrian veterinarians have in dealing with aggressive dogs and breed lists in force in Austria, and which attitudes do they have in this regard? Using a questionnaire-based survey, the present diploma thesis investigated experiences and attitudes of Austrian veterinarians towards aggressive behavior in dogs generally and listed dogs in particular. A total of 271 veterinarians practicing in Austria participated in this questionnaire-based survey. The attempt to curb aggressive behavior in dogs and mitigate the danger of dog bites by establishing breed lists is highly controversial. These doubts regarding the ethics and effectiveness of breed lists in force in Lower Austria, Vienna and Vorarlberg are also reflected in the results of the present study. Surveyed veterinarians, on one hand, perceived the composition of the breed lists as arbitrary and, on the other, did not consider breed lists to be sufficient to counter the problem of aggressive dogs. Furthermore, according to surveyed Austrian veterinarians, aggression in dogs is not the most frequently presented behavioral problem in their clinical practice. For example, aggression towards children is seldom the reason for dogs to be brought to a veterinarian. The majority of respondents (83,4 %) reported that listed dogs are not brought in more often for aggressive behavior than non-listed dogs. Thus, the utility of the breed lists in Austria should be questioned once again. In addition, according to the surveyed veterinarians, aggressive behavior often has causes not related to breed. A significant role is attributed to the human-animal relationship, including the dog owners and the interaction of owners with their dogs. The role of veterinarians is especially important when it comes to the euthanasia of hopelessly aggressive dogs and the prevention of aggressive behavior in dogs. In case of hopelessly aggressive dogs, the interviewed veterinarians preferred euthanasia to the total isolation of the animal which is often extremely stressful. In addition, counseling dog owners before acquiring a dog and while keeping a dog, socialization of puppies and regular contact with other dogs when the dog is young were considered as particularly important prevention measures by the veterinarians surveyed. Overall this result indicates the important role of veterinarians in education and counseling. In summary, according to the veterinarians the idea that breed lists will improve the coexistence between dogs and humans should be doubted. Instead of breed lists, aspects like the human-animal-relationship and the education of animal owners as well as the society about aggressive behavior of dogs should be the focus.