retrospektive Fallanalysen und Literaturstudie

Diplomarbeit - Veterinärmedizinische Universität Wien - 2022

In der vorliegenden Arbeit wurden Daten von im Zeitraum 2004 bis 2021 an der Universitätsklinik für Pferde der Veterinärmedizinischen Universität Wien aufgenommenen EGA-Fälle erfasst, vergleichend dargestellt, retrospektiv ausgewertet und in Bezugnahme auf aktuelle Literatur diskutiert, um das Vorkommen und die Bedeutung dieser Infektion beim Pferd in Österreich aufzuzeigen. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass die EGA in Österreich regelmäßig vorkommt und differentialdiagnostisch berücksichtigt werden sollte. Im untersuchten Zeitraum wurden 34 EGA-(Verdachts-)Fälle an der Klinik erfasst, wobei bei 26 Patienten die Verdachtsdiagnose mittels labordiagnostischer Nachweisverfahren bestätigt werden konnte. In dieser Studie stellte eine Kombination aus den beiden Methoden der mikroskopischen Untersuchung des Blutausstrichs und der PCR das Verfahren der Wahl dar, um die Infektion erkrankter Tiere zu erfassen. Des Weiteren wurden Patientendaten bezüglich Rasse, Alter, Geschlecht, Nutzungsart und Herkunft der Patienten miteinander verglichen und ausgewertet. Obwohl laut Literatur keine Prädispositionen für bestimmte Rassen, Nutzungsrichtung, Geschlechter oder Altersgruppen bekannt sind, zeigen sich in dieser Studie vermehrt Warmblüter, Freizeit- und Dressurpferde, Wallache und Pferde im Alter von neun bis 16 Jahren von EGA betroffen. Die Herkunft der Patienten konzentrierte sich vor allem auf den Nordosten Österreichs. Überwiegend in den Frühlings- und Sommermonaten wurden die Patienten an der Pferdeklinik vorstellig, was den Aktivitätsphasen des Vektors I. ricinus entspricht. Ein einzelner Fall wurde im Winter vorstellig, wobei die Wetteraufzeichnungen mildere Temperaturen in diesem Zeitraum verzeichneten. Die Patienten zeigten alle, unabhängig davon, ob die EGA diagnostisch bestätigt wurde oder nicht, einen milden Verlauf der Erkrankung mit typischen klinischen Symptomen, wie rezidivierendes Fieber, Apathie, Anorexie und Ikterus. Seltener traten Gliedmaßenödeme, Bewegungsunlust, Ataxie, Koliksymptome und Petechien auf. In der Hämatologie und Blutchemie zeigte sich besonders häufig eine erhöhte SAA-Konzentration, eine Thrombozytopenie, eine Hyperbilirubinämie und eine Monozytose. Unterschiedlich häufiges Auftreten von klinischen und labordiagnostischen Abweichungen zwischen den beiden Gruppen der verdächtigen und bestätigten Fälle dieser Studie haben aufgrund der geringen Gruppengröße nur eingeschränkte Aussagekraft. Da der Infektionszeitpunkt der untersuchten Patienten unbekannt war und kein einheitliches Untersuchungsregime angewendet wurde, können Verläufe verschiedener Parameter nur schwer beurteilt und zwischen den Patienten verglichen werden. Die Therapie der Patienten erfolgte überwiegend mit einer einmaligen Oxytetrazyklingabe in einer Dosierung von 6,6 oder 7,0 mg/kg Körpergewicht. Innerhalb von 24 Stunden begann sich der klinische Zustand der Patienten deutlich zu verbessern, und nach wenigen Tagen waren die Pferde wieder völlig hergestellt. Zwei Patienten wurden aufgrund ihrer milden Symptomatik bei der Vorstellung nicht behandelt. In diesen Fällen konnte eine Selbstlimitierung der EGA beobachtet werden. Diese Studie konnte zeigen, dass, wie auch in anderen Ländern Europas, die EGA eine regelmäßig in Österreich vorkommende Infektionserkrankung bei Pferden ist, die, vor allem vor dem Hintergrund der klimabedingten Ausbreitung und Häufung der Überträgerzecke Ixodes ricinus, differentialdiagnostisch berücksichtigt werden sollte.

In the present work data on cases of equine granulocytic anaplasmosis (EGA) which were presented at the Equine University Clinic of the University of Veterinary Medicine Vienna from 2004 until 2021, were collected, compared, retrospectively evaluated and discussed in relation to the current literature to show the incidence and importance of this infection in horses in Austria. It was hypothesized that EGA occurs regularly in Austria and should therefore be considered as differential diagnosis. In total, 34 cases of (suspected) EGA were presented at the clinic during the study period, and in 26 of those cases the diagnosis of EGA was confirmed by laboratory testing. In this study a combination of microscopic examination of blood smears and PCR were the method of choice to detect infections in diseases. Moreover, data concerning breed, age, gender, purpose of use and origin of the patients were compared and analyzed. Even though there are no predispositions are described in literature concerning particular breeds, purpose of use, gender or age, this study shows that warmblood breeds, leisure and dressage horses, geldings and horses aged between nine and 16 years, where primarily affected by EGA. The origin of the patients was focused on the northwest of Austria. The patients were mainly presented at the hospital in spring and summer which correlates with the active phases of the vector I. ricinus. A single case appeared in winter, during a period when meteorological records show mild temperatures. Regardless of a confirmation of EGA, all patients showed a mild course of disease with typical clinical symptoms such as recurrent fever, apathy, anorexia, and icterus. Less often limb edemas, reluctance to move, ataxia, colic symptoms and petechiae were observed. Hematological and biochemical findings frequently showed an increased concentration of SAA and bilirubin as well as thrombocytopenia and monocytosis. Differences in the occurrence of clinical and laboratory deviations between the two groups of suspected and confirmed EGA cases only had a limited validity because of the small group size. Since the time point of infection of the examined patients was unknown and no standardized examination strategy was implemented, the course of various parameters can only be evaluated and compared between the patients with difficulties. Therapy usually consisted of a single application of oxytetracycline at a dose rate of 6.6 or 7.0 mg/kg of body weight. Within 24 hours the clinical condition of the patients improved significantly and after some days the horses were fully recovered. Two patients were not treated due to mild symptoms at the time point of presentation. In these cases. a self-limitation of EGA could be observed. This study shows that, as in other countries of Europe, EGA is a regularly occurring equine infectious disease in Austria, which should be considered as differential diagnosis especially against the background of the climate-induced spread and increasing abundance of the vector tick Ixodes ricinus.

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